Crank

„Crank“ ist ein wahres Monster von einem Film. Ein Minimum an Handlung, stereotype Charaktere, gepaart mit einer bestialischen Überdosis Action, Gewalt und Humor. Dabei ist der Film so politisch unkorrekt und brutal, dass sich eine Freigabe ab 18 Jahren von selbst versteht. Der Schlüssel zum Verständnis zu dieser cineastischen Höllengeburt des Regisseur-Duos Neveldine/Taylor liegt darin, „Crank“ nur an dem zu messen, was er sein will. Überlaute, blutige, übertriebene und keinesfalls ernst zu nehmende Unterhaltung für ein überwiegend männliches Publikum. Dem Mafia-Hitman Chev Chelios (Jason Statham) wird zu Beginn ein tödliches Gift namens Beijing Cocktail injiziert. Seinen unausweichlichen Tod kann Chev durch Adrenalinschübe und die Einnahme von aufputschenden Drogen nur hinauszögern. Diese (völlig hanebüchene) Prämisse bestimmt die komplette Handlung, denn Chev wagt von nun an die halsbrecherischsten Stunts, um Adrenalin zu produzieren. Dass er dabei nicht viel Rücksicht nehmen kann, ist klar – jede Ruhepause würde seinen Tod bedeuten. Den kompletten Film über ist Chev also in Bewegung. Mal rast er mit seinem Auto durch eine Shopping-Mall, dann klaut er einem Polizisten sein Motorrad oder legt sich mit einem Haufen übler Gangster an. Hauptsache Action, nur keinen Gang runterschalten. Um diesen irrsinnigen Kampf gegen die Zeit visuell stimmig umzusetzen, greifen die Regisseure zu Splitscreen-Aufnahmen, Handkameras, und einem rasanten Schnitttempo. Zum passenden Soundtrack gehört z. B. das grandios-lärmende „New Noise“ von The Refused.

Dieses wahnwitzige Szenario wird dem Publikum mit einer anständigen Portion Humor serviert, der Film kann gewissermaßen über sich selber lachen. Das Gelächter im Saal war jedenfalls groß, als Chev – zum Zwecke der Adrenalinproduktion versteht sich – in aller Öffentlichkeit seine Freundin (Amy Smart) vögelt, versehentlich einen Wellensittich erschießt oder einem Kontrahenten den Arm abhackt. Das alles ist sicher völlig geschmacklos, aber gerade diese anarchistische Ader macht hier den Reiz aus. Ein weiteres Beispiel: Um sein Taxi zu klauen wirft Chev den dunkelhaarigen Fahrer auf die Straße, zeigt mit dem Finger auf ihn, spricht die Worte „Al Qaida“ – und schon fallen die Passanten über ihn her.

Hauptdarsteller Jason Statham trägt den Film fast die komplette Spielzeit auf seinen Schultern. Ohne seine überzeugende Leistung würde „Crank“ implodieren, aber Statham bringt die komischen Szenen ebenso gut rüber wie die zahlreichen Stunts. Nebenbei lässt er das Publikum durch ein paar scheele Blicke wissen, dass er sich der Farce, in der er da mitspielt, voll und ganz bewusst ist. Der vergiftete Killer Chev hat über die gesamte Laufzeit nur ein Ziel, und das ist natürlich Rache. Die Schwierigkeit besteht darin, den Obergangster Ricky Verone rechtzeitig ausfindig zu machen, bevor bei Chev für immer die Lampen ausgehen. Es kommt nach wie im Flug vergangenen knapp 80 Minuten zum Showdown auf dem Sonnendach eines Wolkenkratzers, wo sich ein Riesenhaufen verfeindeter Gangster gegenüberstehen.

Schon wegen der dauerpräsenten Gewalt und seiner allgemeinen Mißachtung des guten Geschmacks ist „Crank“ sicher nicht jedermans Sache. Für seine konsequente Linie gebührt seinen Machern Respekt. Der Film steht jenseits von Gut und Böse, und wird spätestens auf DVD auch ein größeres Publikum finden.

7/10