Poseidon (DVD)

Wolfgang Petersen hat reichlich Erfahrung mit dem Element Wasser in seinen Filmen gesammelt. Mit „Das Boot“ wurde er Anfang der 80er bekannt, später ließ er „The Perfect Storm“ auf George Clooneys Fischkutter los. So gesehen ist der gute Mann prädestiniert für diese Untergangsstory, in der ein Kreuzfahrtschiff von einer Riesenwelle erfasst wird. Und in der Tat, die Welle und ihr mächtiger Aufprall auf das Schiff sind beeindruckendes Special-Effects-Kino. Leider sind diese Szenen nach knapp 20 Minuten vorbei, und der Rest des Films kommt nie wirklich in die Gänge.Zu Beginn stellt „Poseidon“ dem Publikum, wie sich das gehört, einen bunten Haufen Menschen vor, die ihn für den Rest der Handlung interessieren sollen. Da wäre ein Feuerwehrmann (Kurt Russell) mit seinen beiden Kindern, ein reicher Gentleman (Richard Dreyfuss), der athletische Held des Ganzen (Josh Lucas) und noch einige weitere Gestalten. Sie alle eint ein Wunsch: Statt auf das Personal zu hören und ruhig zu verharren wollen sie auf eigene Faust aus dem sinkenden Wrack entkommen. Durch allerlei verschlossene Türen, überschwemmte Gänge und Kabinen geht es zum Heck des Schiffes, immer wieder lauern Gefahren und immer wieder muss getaucht werden. Und das ist auch schon genau alles, was nach der Welle noch auf dem Zettel steht. Wie so ein erfahrener Regisseur auf den Trichter kommen konnte, dass das für einen ganzen Film ausreicht, ist völlig unklar.

Funktionieren kann diese Idee – wenn überhaupt – nur, wenn man mit den Charakteren mitleidet. Dafür sind sie in diesem Fall leider viel zu langweilig. Außer typischen Dialogen („Wie sollen wir hier jemals wieder rauskommen!?“) und andauernden Rettungen von Kindern und Frauen gibt es nichts zu sehen. Ein paar Bauernopfer hier, ein wenig selbstloser Heldenmut hier, so müde und ideenlos nähert sich die Geschichte ihrem Ende. Für sich genommen ist das schon sehr wenig, verglichen mit dem anderen großen cineastischen Schiffsuntergang, der „Titanic“, ist es geradezu albern. Man muss Camerons Epos nicht mögen, um zu verstehen, dass er seine Geschichte nicht umsonst mit allem möglichen Ballast aufgeladen hat. Eine Rahmenhandlung, eine Lovestory, ein wenig Klassenkampf, bis am Ende spektakulär abgesoffen wird.

Die kurze Laufzeit von 90 Minuten von „Poseidon“ ist bei dieser erzählerischen Verweigerungshaltung nur konsequent. Angesichts der Anhäufung von unterdurchschnittlichen Katastrophenszenen unter Wasser ist man direkt froh, dass alles so schnell vorbei ist. Aber was war eigentlich überhaupt los? Nun, genau genommen ist gerade der größte Flop des Sommers an einem vorbei gezogen, und man darf sich beglückwünschen, diesen Mist im Kino willentlich verpasst zu haben.

2/10